Rezension: Männliche Absolute Beginner (Robin Sprenger)

Männliche Absolute Beginner

„Männliche Absolute Beginner“ ist kein Ratgeber. Es ist eine wissenschaftliche Arbeit, die empirisch nach Gründen des AB-tums im Kommunikationsverhalten sucht. Trotz des wissenschaftlichen Anspruchs ist das Buch auch für Laien gut verständlich. Den nüchtern-sachlichen Schreibstil finde ich sehr hilfreich beim Aufbrechen einer durch Schuld- und Schamgefühle geprägten Sichtweise auf das eigene AB-tum. (Eine Sichtweise, die auch durch den mehr oder weniger vorwurfsvollen Ton vieler Ratgeber entstehen kann.) Auch wenn keine direkten Handlungsempfehlungen gegeben werden, finden sich indirekt einige nützliche Ansätze in der Arbeit.

Was ich an der Arbeit wirklich daneben finde, ist der Preis (ca. 50 Euro). Der Junge ist während der Erstellung vom Steuerzahler finanziert worden, hat obendrein noch einen Doktortitel bekommen, der für ihn weitere Mehreinnahmen generiert, und bittet dann den Steuerzahler ein zweites Mal zur Kasse, wenn dieser die mit seinem Geld erstellte Arbeit lesen möchte. Ich habe echt kein Problem damit, wenn jemand auf eigene Kosten Bücher schreibt, und dafür Geld verlangt. Aber öffentlich finanzierte Forschungsarbeiten sollten meiner Meinung nach zwangsweise gemeinfrei sein. Bezahlschranken sind zudem unwissenschaftlich, da sie den freien Wissenstransfer behindern. Zu seiner Verteidigung sei erwähnt, dass der Preis für derartige Publikationen durchaus marktüblich ist und dass der eigentliche Schuldige der Staat, der eine Gemeinfreiheit der durch ihn finanzierten Arbeiten nicht vorschreibt, ist.

Zuletzt möchte ich noch meinen größten Respekt den zehn mutigen Männern aussprechen, die als Absolute Beginner an dieser Studie teilgenommen haben. Die sich wie ein Zootier ausstellen gelassen haben (noch dazu in einer so intimen Situation wie beim Flirten) und sich von Frauen ob ihrer Andersartigkeit verspotten* lassen haben. Die ihre Würde geopfert haben, um der Wissenschaft zu dienen. Danke!

* Jedenfalls lässt das folgende Zitat dies vermuten:

Absolute Beginner wurden [von den Beobachterinnen] meist mit Männern in fester Partnerschaft verglichen. Die Möglichkeit, das kommunikative Anbahnungsverhalten von Männern in der Gruppe zu diskutieren, barg für die Frauen oft einen so hohen Unterhaltungswert, dass die Gespräche z.T. bis zu zwei Stunden andauerten.


[Sprenger] Männliche Absolute Beginner: Ein kommunikationswissenschaftlicher Ansatz zur Erklärung von Partnerlosigkeit (Robin Sprenger)

Weblinks:
Interview mit Robin Sprenger über seine neue Studie “Männliche Absolute Beginner”, Und wer küsst mich?
Männliche Absolute Beginner Dissertation, AB-Treff
Mangelnde Beherrschung effektiver Kommunikationstechniken, AB-introspektiv

5 Kommentare zu “Rezension: Männliche Absolute Beginner (Robin Sprenger)

  1. Pardon, der Doktorand hat keine Chance. Bitte an den professor und die Prüfungsordnung wenden, die i.A. bestimmte Auflagen der Dissertation verlangt, die der Doktorand dann selbst bezahlen muß.

  2. BTW: Universitätsbibliotheken müssen den Titel vorhalten, zumindestens zeitweise. Ansonsten kann man auch den Autor direkt ansprechen. Der stellt meist gegen reinen Unkostenbeitrag ein Exemplar zur Verfügung.

  3. Danke für die Kommentare! Mir geht es nicht um eine Schuldzuweisung an den Autor, sondern um Kritik an einem System, in dem wissenschaftliche Arbeiten, die eigentlich kostenlos veröffentlicht werden könnten, zu sehr hohen Preisen verkauft werden. Nutznießer dieses Systems sind wohl vor allem die Verlage.

    Ich finde es im Übrigen legitim, auch bei Literatur das Preis-Leistungs-Verhältnis zu diskutieren. Bei anderen Produkten (z.B. Waschmaschinen) ist dies ja auch möglich, ohne sofort auf alternative Bezugsquellen (z.B. Waschsalon) verwiesen zu werden.

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